Zu gut für die Tonne: Wie Sie der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen
Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie folgenden Satz schon gehört (oder selbst gesagt): „Lebensmittel wegwerfen, das kann ich nicht“. Und doch wirft in Deutschland jede Person pro Jahr im Schnitt 82 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Das entspricht jedem achten gekauften Lebensmittel. Rund zwei Drittel davon wären vermeidbar, denn die wenigsten Lebensmittel, die im Müll landen, sind ungenießbar. Häufig erscheinen sie uns nicht mehr gut oder appetitlich, weil der Salat welk ist, die Möhren schrumpelig oder die Bananen braun sind. Oder weil das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten ist. Was es mit dem MHD auf sich hat, wie es sich vom Verbrauchsdatum unterscheidet und wie Sie Lebensmittelverschwendung im eigenen Haushalt vermeiden können, erfahren Sie, wenn Sie weiterlesen. Und auch, wie Sie nebenbei Ihren Geldbeutel schonen. Denn pro Jahr und Person wandern rund 235 EUR in die Tonne …
„Zu gut für die Tonne“ – Eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gegen Lebensmittelverschwendung
Lebensmittel sind zu fast jeder Tageszeit in großer Auswahl für wenig Geld verfügbar. Wir leben im Überfluss. Wir wissen jedoch häufig nicht, wie unsere Lebensmittel hergestellt oder welcher Aufwand für Sie betrieben, welche Ressourcen eingesetzt werden müssen. Deshalb fällt es uns oft nicht schwer, Essensreste oder vermeintlich Verdorbenes wegzuwerfen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat 2012 die Informationskampagne „Zu gut für die Tonne“ ins Leben gerufen, um Verbraucher aufzuklären und Ihnen hilfreiche Tipps zu geben. Denn der Großteil der Lebensmittelabfälle fällt in Deutschlands Haushalten an. Es geht dabei in erster Linie darum, Lebensmitteln die nötige Wertschätzung entgegenzubringen und mit kleinen Verhaltensveränderungen einen Beitrag zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung zu leisten. In drei Schritten lässt sich dies erreichen: Besser planen. Besser lagern. Besser essen. Machen Sie mit?!
Besser planen
Das haben Sie mit Sicherheit schon selbst einmal erlebt: Hungrig einkaufen zu gehen, kann teuer enden. Sogenannte Impulskäufe sind vorprogrammiert, denn vor allem Sonderangebote sind in solchen Momenten verlockend. Und eh man sich versieht, ist der Einkaufswagen voller als geplant. Doch nicht nur das Portemonnaie wird dadurch belastet. Häufig können die vielen gekauften Dinge gar nicht aufgebraucht werden. Vieles landet dann einige Zeit später im Mülleimer. Eine gute Planung ist deshalb Voraussetzung, um sparsam und nachhaltig einzukaufen. Ein Wochenplan kann dabei helfen Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Anhand dessen lässt sich eine Einkaufsliste erstellen, auf der Sie genau notieren, was Sie brauchen. Kaufen Sie dann gezielt ein, was Sie für die geplanten Gerichte benötigen.
Es empfiehlt sich, bestimmte Dinge, die lange haltbar sind, stets auf Vorrat im Haus zu haben, beispielsweise Nudeln, Mehl, Dosentomaten oder Tiefkühlgemüse. Bei Bedarf können Sie diese dann mit frisch gekauften Zutaten kombinieren.
Besser lagern
Apropos Vorratslagerung: Viele Lebensmittel verderben schneller, wenn sie nicht richtig gelagert werden. Das gilt für Obst und Gemüse ebenso wie für Wurst, Fleisch und Käse oder Milchprodukte. Dass Kartoffeln dunkle und kühle Lagerung bevorzugen, wissen Sie wahrscheinlich. Aber wussten Sie auch, dass Äpfel und Tomaten das Hormon Ethylen ausdünsten, das anderes Obst und Gemüse schneller reifen lässt? Deshalb sollten sie immer getrennt von anderen Sorten gelagert werden. Und wie sieht es im Kühlschrank aus? Dieser hat nicht umsonst verschiedene Fächer. Die Temperatur ist nämlich an verschiedenen Stellen unterschiedlich hoch bzw. niedrig.
Im Allgemeinen wird folgende Anordnung empfohlen:
Gemüsefach: Salat, Gemüse, Obst
Unteres Fach: Fisch, Fleisch, Wurst, Wintergemüse, Obst
Mittleres Fach: Milchprodukte: Käse, Milch, Sahne, Kochfett, Joghurt, Feinkost, fertig Zubereitetes
Oberes Fach: Getränke, Käse, Eingemachtes
Kühlschranktür: Eier, Marmeladen, Saucen, Butter, Ketchup, Getränke, Eingemachtes
Bild: Techniker Krankenkasse
Diese Lebensmittel gehören übrigens nicht in den Kühlschrank:
Kälteempfindliches Obst wie Süd- und Zitrusfrüchte, z. B. Bananen, Ananas, Mangos, Papaya, Pfirsiche. Auch Äpfel und Birnen, Kiwis, Melonen und einige Gemüsesorten, z. B. Tomaten, Gurken, Bohnen, Zucchini, Paprika, Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch,…
Sie haben zubereitete Essenreste? Sie können diese kurzfristig im Kühlschrank aufbewahren. Oder Sie frieren Sie ein und tauen Sie bei Gelegenheit wieder auf. Gerade wenn zum Kochen keine Zeit bleibt, ist dies eine gute Möglichkeit, dennoch eine nahrhafte Speise zu sich zu nehmen. Auch frisches Gemüse lässt sich, klein geschnitten, hervorragend auf Vorrat einfrieren: Lauch, Paprika, Zucchini, Champignons, Kohlrabi etc. Probieren Sie es doch mal aus!
Mindesthaltbarkeits – vs. Verbauchsdatum
Und was, wenn Sie es doch einmal nicht geschafft haben, etwas vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) zu verbrauchen? Dann vertrauen Sie auf Ihre Sinne: Sieht es gut aus, riecht und schmeckt es unverändert? Dann können Sie es verarbeiten oder verzehren. Schließlich sagt das MHD etwas darüber aus, wie lange etwas mindestens haltbar ist, nicht, ab wann es ungenießbar wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das Produkt ungeöffnet ist und nach Herstellerangaben gelagert wurde.
In dieser Hinsicht unterscheidet es sich vom Verbrauchsdatum („Zu verbrauchen bis“). Dieses ist auf besonders empfindlichen Fleisch- und Fischwaren angegeben und sollte genau beachtet werden. Da es sich hierbei um schnell verderbliche Lebensmittel handelt, müssen sie nach Abflauf des Verbrauchsdatums entsorgt werden. Sonst droht eine Lebensmittelvergiftung!
Und noch ein Tipp: Kennen Sie den Wassertest? Mit ihm lässt sich ganz schnell und unkompliziert ermitteln, ob Eier noch genießbar sind. Füllen Sie ein Glas mit Wasser und legen Sie das rohe Ei hinein. Schwimmt es an die Oberfläche, sollten Sie es wegwerfen und nicht mehr verarbeiten. Bleibt es am Glasboden liegen, können Sie es bedenkenlos verzehren. Wenn es am Boden liegen bleibt, sich aber gerade aufstellt, sollten Sie es zügig verbrauchen. Warum das so ist? Nach dem Legen befindet sich im Ei nur eine kleine Luftblase. Mit der Zeit verdunstet das Wasser im Eidotter durch die poröse Schale. Dadurch entsteht Platz, der sich mit Luft füllt. Die vermehrte Luft lässt das Ei nun im Wasserglas an die Oberfläche treiben.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat zu diesem Thema eine hilfreiche Übersicht erstellt. Unter folgendem Link können Sie sich die PDF-Datei herunterladen: https://www.vzhh.de/sites/default/files/medien/136/dokumente/vzhh_Verbraucherzentrale_Checkliste_So-erkennen-Sie-ob-Lebensmittel-noch-gut-sind_2_Auflage_Web.pdf
Besser essen
Selbst mit der besten Planung kann es nicht immer vermieden werden, dass Lebensmittelreste übrig bleiben. Doch auch aus diesen lassen sich – in Kombination mit anderen Zutaten – tolle Restessen zubereiten.
Ich selbst kann braune, sogenannte Tigerbananen nicht ausstehen. Eine Banane muss für mich satt gelb sein (oder noch ein bisschen grün). Da sie das aber in aller Regel nur für einen, maximal zwei Tage ist, habe ich ab und zu Bananen übrig. Was tun? Ich verarbeite sie dann gern zu einer Bananenquarkspeise, die nicht nur lecker ist, sondern auch satt macht. Dazu einfach die reifen Bananen schälen, in Scheiben schneiden und diese mit einer Gabel zerdrücken. Bei Bedarf mit Zucker oder Agavendicksaft süßen, Quark und evtl. Naturjoghurt dazu geben, gut verrühren. Fertig. Wer mag, kann Schokoladensplitter einrühren, frische Nüsse oder Müsli.
Auch ein Bananen-Nuss-Brot, eine Art Kuchen, der richtig schön saftig ist, habe ich daraus schon einmal gebacken. Laden Sie sich hier das Rezept für Saftiges Bananen-Nuss-Brot (pdf) herunter und probieren Sie aus, wie lecker Resteverwertung sein kann. Kleiner Tipp: Das Bananen-Nuss-Brot lässt sich auch hervorragend als Muffins zubereiten.
Sie haben selbst gute Rezepte zur Resteverwertung? Schicken Sie uns Ihr Rezept gern zu und wir veröffentlichen es in unserer Resterezepte-Sammlung.
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