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Mythen der Abfallentsorgung: Warum es sich (doch) lohnt, Altglas nach Farben zu sortieren

Mythen der Abfallentsorgung: Warum es sich (doch) lohnt, Altglas nach Farben zu sortieren

Weinflaschen ins Grünglas, Marmeladengläser ins Weißglas, Hustensaftflasche ins Braunglas. So weit, so klar. Aber fragen Sie sich manchmal, ob sich die ganze Sortiererei überhaupt lohnt? Und wohin gehört eigentlich die blaue Proseccoflasche? Der Mythos, das feinsäuberlich getrennte Altglas würde ohnehin wieder zusammengekippt, hält sich hartnäckig. Wie es zu diesem Mythos kommt und warum an ihm nichts dran ist, erfahren Sie, wenn Sie weiterlesen. Und auch, wie Sie blaue oder rote Flaschen umweltgerecht entsorgen können.

Aus Glas wird Glas wird Glas … – Der ewige Recyclingkreislauf

Glas ist ein hervorragendes Verpackungsmaterial, denn es ist nicht nur individuell formbar, sondern auch geschmacksneutral, leicht zu reinigen, hygienisch, geruchslos, hitzebeständig und zu 100 Prozent recycelbar. Das heißt, dass aus Altglas immer wieder neue Flaschen und andere Glasbehälter hergestellt werden können. Das ist umweltfreundlich, weil Rohstoffe und Energie eingespart werden. Altglas kann also unendlich lang im Recyclingkreislauf gehalten werden. Der Altglasanteil bei der Herstellung neuer Glasverpackungen liegt bei 60 bis 90 Prozent.

Ist die Welt nicht bunt genug? Wozu überhaupt die verschiedenen Farben?

Aber warum gibt es Glasverpackungen überhaupt in so vielen unterschiedlichen Farben? Könnte man sich das Sortieren nicht sparen, wenn alle Glasbehälter dieselbe Farbe hätten? Sicher, das würde vieles vereinfachen. Jedes Glas bringt jedoch, je nach Färbung, bestimmte Eigenschaften mit sich. Ganz grob gesagt gilt die Regel: Je dunkler das Glas, desto stärker schützt es den Inhalt vor dem Verderben durch UV-Einstrahlung. Deshalb sind Medikamente in der Regel in braune Glasbehälter verpackt, aber auch einige Weine oder Bier. Nicht umsonst spricht man bei verdorbenem Bier vom sogenannten Lichtgeschmack. Dieser entsteht durch chemische Reaktionen, die durch Lichteinfall hervorgerufen werden. Milch und Mineralwasser hingegen sind nicht so UV-empfindlich, können also in Weißglasflaschen abgefüllt werden. Außerdem werden bestimmte Glasfarben aus ästhetischen Gründen verwendet oder weil sie mit der Marke in Verbindung gebracht werden. So werden einige Biermarken seit jeher in grüne und bestimmte Limonaden in weiße Glasflaschen abgefüllt.

Hohe Qualitätsanforderungen: Reinheit und Fehlwurftoleranzen

Glashütten stellen hohe Qualitätsanforderungen an das recycelte Material, das sie weiter verarbeiten. Es muss so rein wie möglich sein. Weißglas ist am empfindlichsten, was sogenannte Fehlwürfe angeht: Bereits eine grüne Flasche kann 500 Kilogramm weißes Glas verfärben und damit unbrauchbar machen. Die Verfärbung ist nicht mehr herauszubekommen. Braun- und Grünglas sind nicht so empfindlich und können Fehlwürfe besser tolerieren. Deshalb gibt es in einigen Gemeinden auch lediglich eine Zweifarbensortierung in Weiß- und Buntglas. In anderen wird nach Weiß-, Braun- und Grünglas unterschieden. Dies führt zwar zu einer besseren Vorsortierung der Scherben, ist aber mit höheren Kosten verbunden, denn es müssen mehr Sammelbehälter zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt ist der Anteil an Braunglas verhältnismäßig gering, Weiß- und Grünlas überwiegen. Dies liegt auch daran, dass insbesondere Bierflaschen, die häufig braun sind, Mehrwegflaschen sind und über den Einzelhandel zurückgegeben und neu befüllt werden.

Das Sammelfahrzeug für Altglas verfügt über zwei bis drei getrennte Kammern.

Das Geheimnis verbirgt sich im Inneren des Altglas-Sammelfahrzeugs

Aber warum nun das ganze Sortieren, wenn die Altglascontainer bei der Abholung alle in ein Fahrzeug entleert werden? Dieses Fahrzeug ist nicht irgendein Lastwagen mit einer Ladefläche. Stattdessen verfügt es über zwei oder sogar drei getrennte Kammern, in denen der Fahrer das Altglas nach Farben sortiert sammeln und auch abladen kann. So wird sichergestellt, dass das Altglas möglichst sortenrein bei der Sortieranlage ankommt. Denn jede Nachsortierung kostet Zeit und Geld und erhöht das Risiko, dass doch Fehlfarben übrig bleiben, welche die Qualität beeinträchtigen. Je besser das Altglas also vom Verbraucher vorsortiert wurde, umso reiner kommt es in den LKW, zur Sortieranlage und anschließend in die Glashütte.

Und wohin gehört nun die blaue Flasche?

Sie gehört in den Grünglascontainer. Ebenso wie rotes Altglas oder weitere Farben. Denn Grünglas kann Fehlwürfe am besten tolerieren. Das heißt, dass die Qualität bei der Herstellung von neuen grünen Glasbehältern kaum beeinträchtigt wird.

Zusammengefasst:
– Glas ist zu 100 % recycelbar
– Je dunkler das Glas, desto höher der Lichtschutz
– Glashütten stellen hohe Ansprüche an die Reinheit des Altglases
– Eine grüne Flasche kann 500 Kilo Weißglas unbrauchbar machen
– Das Sammelfahrzeug verfügt über getrennte Kammern, die einzeln be- und entladen werden können
– Blaue und rote Flaschen gehören ins Grünglas

Sie möchten noch mehr über den Rohstoff Glas erfahren? Dann sehen Sie sich doch einmal auf dieser Webseite um: https://www.karl-meyer.de/entsorgung-privat/verpackungen/altglas/ . Dort finden Sie auch einen Link zur Webseite der Initiative der Glasrecycler „Was passt ins Altglas?“. Sie bietet ein spannendes Quiz rund um das Thema Altglasentsorgung an. Testen Sie doch gleich einmal Ihr neu erworbenes Wissen. Viel Spaß!

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Über den Autor

Kati Meyer-Thiedig

Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation von 2011 bis 2023

1 Kommentar

  1. Johannes

    Jetzt kann ich allen Zweiflern, die meinen die Glastrennung nach Farben bringt nichts, endlich den Vorgang beschreiben. Ich finde es nur schade, dass so viele Leute nicht auf die farbliche Trennung achten. Danke für den Hinweis, dass blaues und rotes Glas in den Grünglascontainer gehören. Nutzen eigentlich Glasereien auch Altglas?

    Antworten

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